Active Sourcing: Ihr proaktiver Weg zu Top-Talenten
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Active Sourcing: Ihr proaktiver Weg zu Top-Talenten

October 27, 2023
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Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen zum Umdenken in der Personalbeschaffung. Statt nur auf eingehende Bewerbungen zu warten, sind proaktive Methoden wie Active Sourcing gefragt. Dabei sucht das Unternehmen selbst aktiv nach geeigneten Kandidaten und spricht diese direkt an.

Laut einer Studie der Universität Bamberg haben bereits 2 von 10 Arbeitnehmern ihren aktuellen Job bekommen, weil sie von Firmen angesprochen wurden - obwohl sie gar nicht auf Jobsuche waren. Active Sourcing erschließt also einen großen Pool passiver Kandidaten, die für Stellenangebote empfänglich sind.

Erfahren Sie, warum Active Sourcing für Unternehmen so wichtig ist, welche Vorteile die proaktive Kandidatensuche bietet und wie Sie Top-Talente durch gezielte Direktansprache gewinnen.

Herausforderungen in der Personalgewinnung?

Der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel stellen Unternehmen vor große Herausforderungen in der Personalgewinnung. In vielen Branchen und Berufen übersteigt die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern schon jetzt das Angebot. Und die Lage wird sich in den kommenden Jahren weiter zuspitzen. Hinzu kommt, dass durch die Digitalisierung und Automatisierung manche Jobs und Berufsbilder wegfallen oder sich stark verändern. Das erfordert von den Arbeitnehmern laufend neue Qualifikationen und Kompetenzen, um die neuen Anforderungen zu erfüllen. Nicht alle können hier mithalten.

Um konkurrenzfähig zu bleiben, können sich Firmen nicht mehr darauf verlassen, alle offenen Stellen über klassische Stellenausschreibungen und eingehende Initiativbewerbungen besetzen zu können. Der Pool geeigneter Bewerber, die aktiv auf Jobsuche sind, reicht schlicht nicht mehr aus, um den Personalbedarf zu decken.

Unternehmen sind daher gezwungen, neue Wege in der Personalgewinnung zu gehen. Hier kommt die Recruiting-Methode des Active Sourcings ins Spiel: Dabei sucht das Unternehmen selbst proaktiv nach passenden Kandidaten und spricht diese gezielt an. Anders als beim klassischen Recruiting wartet man also nicht passiv die Bewerbungen ab, sondern wird aktiv, um Talente zu finden und von sich zu überzeugen.

Zitat aus Studie Active Sourcing

Active Sourcing eröffnet den Zugang zu Kandidaten, die zwar grundsätzlich offen für einen Jobwechsel wären, aber derzeit nicht aktiv suchen. Durch die gezielte Direktansprache können auch diese "passiven" Talente erreicht werden. Damit erschließt Active Sourcing ein enormes zusätzliches Potenzial an qualifizierten Mitarbeitern. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen auf diese proaktive Methode setzen, um auch in Zeiten des Fachkräftemangels wettbewerbsfähig zu bleiben.

Was ist active Sourcing? 

Beim Active Sourcing übernimmt das Unternehmen eine aktive Rolle bei der Suche nach geeigneten Kandidaten für offene Stellen. Anders als beim klassischen Recruiting wartet man nicht passiv auf Bewerbungen, sondern wird selbst initiativ.

Active Sourcing lässt sich definieren als die gezielte, eigenständige Suche nach potenziellen Mitarbeitern, die anschließend direkt und persönlich kontaktiert werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Kandidaten aktuell auf Jobsuche sind oder nicht.

Zitat aus Studie Active Sourcing

Beim klassischen Recruiting schaltet das Unternehmen Stellenanzeigen und hofft darauf, dass sich passende Bewerber darauf melden. Beim Active Sourcing hingegen recherchiert das Unternehmen selbst nach Talenten, die aufgrund ihrer Qualifikationen und Erfahrungen grundsätzlich für die zu besetzende Position infrage kommen könnten.

Diese potentiellen Kandidaten werden dann gezielt und persönlich angesprochen. Meist erfolgt der erste Kontakt per E-Mail oder über berufliche Netzwerke wie XING oder LinkedIn. Im Vordergrund steht, Interesse für das Unternehmen und die Stelle zu wecken. Die Kontaktaufnahme ist also viel individueller und direkter als eine standardisierte Stellenausschreibung.

Wie funktioniert Active Sourcing?

Es gibt 7 verschiedene Methoden, mit denen Active Sourcing erfolgreich sein kann. 

7 Methoden des Active Sourcing


1. Karriereseiten

Eine einfache und effektive Methode für Active Sourcing ist die Einrichtung einer eigenen Karriereseite. Bei dieser Website handelt es sich um eine Anlaufstelle, die speziell für interessierte Bewerber und Jobkandidaten konzipiert ist.

Das Ziel ist es, im Internet gut auffindbar zu sein und so von potenziellen Mitarbeitern entdeckt zu werden. Durch ansprechende Inhalte kann man Interesse wecken und Bewerber von den Vorteilen des Unternehmens als Arbeitgeber überzeugen.

Eine Karriereseite fungiert als eine Art Bewerbermagnet und generiert proaktiv Bewerbungen für offene Stellen. Die Personalabteilung erhält so Zugang zu interessierten, qualifizierten Kandidaten, die sich selbst beim Unternehmen bewerben möchten.

Der große Vorteil dieser Active Sourcing Methode ist, dass man nicht passiv auf Bewerbungen warten muss. Stattdessen wird eine Anlaufstelle geboten, die es potenziellen Mitarbeitern sehr einfach macht, mit dem Unternehmen in Kontakt zu treten.

Mit ansprechenden Inhalten und einer gut strukturierten Karriereseite können Unternehmen so die eigene Arbeitgebermarke stärken und geeignete Bewerber gewinnen.

2. Talentpools

Talentpools sind eine effektive Active Sourcing Methode, um qualifizierte Kandidaten zu speichern und schnell auf sie zurückgreifen zu können. In einer Datenbank werden Profile von potentiellen Mitarbeitern gesammelt, mit denen das Unternehmen bereits in Kontakt war.

Das können zum Beispiel ehemalige Praktikanten, Messekontakte oder Bewerber sein, für die es keine passende Stelle gab. Die gespeicherten Infos ermöglichen es, bei einer offenen Position gezielt auf diese Talente zurückzugreifen.

Der Vorteil von Talentpools ist, dass man nicht jedes Mal komplett von vorne mit Stellenausschreibungen und Bewerbersichtung beginnen muss. Stattdessen kann auf den Pool qualifizierter Kandidaten zurückgegriffen werden, die dem Unternehmen schon bekannt sind.

Dadurch spart man viel Zeit im Bewerbungsprozess. Die Kandidaten müssen nicht erst umständlich gesucht und geprüft werden, sondern sind bereits mit ihren Qualifikationen hinterlegt. Talentpools sind damit eine effiziente Active Sourcing Methode, um den Recruiting-Prozess zu beschleunigen.

3. Suchmaschinen & Boolesche Befehle

Eine einfache Active Sourcing Methode ist die gezielte Jobsuche mit Boolschen Operatoren auf Karriereplattformen und in Suchmaschinen.

Dabei werden spezielle Befehle genutzt, um die Ergebnisse nach bestimmten Kriterien zu filtern. Die wichtigsten Booleschen Operatoren sind:

  • AND - Liefert Ergebnisse, die alle angegebenen Begriffe enthalten
  • OR - Liefert Ergebnisse, die mindestens einen der Begriffe enthalten
  • NOT - Liefert Ergebnisse ohne einen bestimmten Begriff
  • * (Sternchen) - Liefert Ergebnisse mit ähnlichen Wortteilen
  • "" (Anführungszeichen) - Liefert Ergebnisse mit einem exakten Begriff

Durch gezielte Verwendung dieser Operatoren lassen sich Suchanfragen präziser formulieren und die Ergebnisse nach den gewünschten Kriterien filtern.

Beispiel Boolesche Befehle

Boolesche Suchoperatoren machen die Jobsuche damit sehr effizient. In kurzer Zeit können passende Profile von Kandidaten gefunden werden, die dann direkt kontaktiert werden können. Eine einfache und effektive Active Sourcing Methode.

4. Profile Mining über Social-Media-Kanäle

Beim Profile Mining durchsuchen Recruiter aktiv Business-Netzwerke wie XING oder LinkedIn nach passenden Kandidatenprofilen. Sie kontaktieren vielversprechende Talente dann direkt über die Plattform.

Die größte Herausforderung beim Profile Mining ist es, relevante Profile überhaupt zu finden. Denn die Algorithmen sozialer Netzwerke funktionieren semantisch, d.h. sie orientieren sich an den verwendeten Begriffen und Jobbezeichnungen.

Wenn z.B. nach "Recruiter" gesucht wird, erscheinen nicht unbedingt Profile von Kandidaten, die "Personaler" in ihrer Berufsbeschreibung angeben. Für erfolgreiches Profile Mining brauchen Recruiter daher ausgezeichnete Recherche-Kompetenzen.

Auch die Kontaktaufnahme selbst will gekonnt sein. Eine persönliche, professionelle Ansprache ist entscheidend, um Interesse zu wecken. Gute Recherchefähigkeiten kombiniert mit einem ansprechenden Kontaktversuch sind damit die Schlüsselfaktoren für effektives Profile Mining.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Mithilfe von Profile Mining können geeignete Kandidaten auf Business-Netzwerken schnell identifiziert und direkt angesprochen werden. Die Methode erschließt so ein enormes Potenzial für die Personalbeschaffung.

5. Karriere-Events

Eine persönliche Form des Active Sourcing sind Karriere-Events wie Jobmessen oder Recruiting-Tage. Im direkten Austausch lässt sich eine Beziehung zu Kandidaten aufbauen und sie von einer Zusammenarbeit überzeugen.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Man kann wichtige Informationen abfragen und sofort einschätzen, ob Bewerber passen. Zudem kann man Interesse wecken und die Arbeitgebermarke stärken.

Karriere-Events eignen sich gut, um andere Active Sourcing Methoden zu ergänzen: Man kann Kontakte aus dem Talentpool einladen oder Bekanntschaften nach Erstkontakt per Profile Mining vertiefen.

In der Kombination entfalten Karriere-Events ihr volles Potenzial: Der persönliche Austausch festigt die Beziehung zu Kandidaten, die digital gefunden wurden. Gemeinsam bilden die Methoden eine schlagkräftige Active Sourcing Strategie.

6. Referral Sourcing

Beim Referral Sourcing nutzen Unternehmen die Kontakte und Netzwerke der eigenen Mitarbeiter, um geeignete Kandidaten zu finden. Die Mitarbeiter werden gebeten, Personen aus ihrem beruflichen Umfeld vorzuschlagen, die zur offenen Stelle passen könnten.

Der Vorteil dieser Methode ist, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, über Mitarbeiterempfehlungen Talente mit ähnlicher Qualifikation zu finden. Allerdings birgt Referral Sourcing auch Herausforderungen:

  • In großen Unternehmen gibt es laufend neue Stellen zu besetzen. Eine manuelle Information aller Mitarbeiter ist aufwändig.
  • Ohne Software müssen Profile und Netzwerke der Mitarbeiter händisch erfasst werden.
  • Der Prozess erfordert ständige manuelle Pflege und Kontrolle.

Moderne Empfehlungsmanager-Software automatisiert und vereinfacht Referral Sourcing enorm. Basierend auf Profilabgleichen werden gezielt Mitarbeiter identifiziert, die passende Kandidaten kennen könnten.

So können Personaler die relevanten Mitarbeiter gezielt ansprechen und den Prozess effizient steuern. Referral Sourcing wird durch Automatisierung skalierbar und unterstützt die Suche nach geeigneten Kandidaten.

7. CV Database Search

Die CV Database Search geht über das reine Profile Mining hinaus. Hier greifen Recruiter nicht nur auf Basisinformationen aus Kandidatenprofilen zu, sondern durchsuchen ganze Lebensläufe in Datenbanken.

Der Vorteil: In Lebensläufen sind viel mehr und detailliertere Angaben zur Qualifikation und Berufserfahrung enthalten. Recruiter erhalten so ein sehr genaues Bild von der Passung eines Talents zur offenen Position.

Bei CV Databases können sich Jobinteressenten registrieren und ihren Lebenslauf hinterlegen. Recruiter durchsuchen die Datenbank gezielt nach Kandidaten, die perfekt zur Stelle passen.

Die Suche in Lebenslaufdatenbanken ist damit noch zielgerichteter und effizienter als Profile Mining. Sie liefert deutlich mehr Informationen und ermöglicht es, die am besten qualifizierten Kandidaten zu identifizieren.

Durch den hohen Informationsgehalt der Lebensläufe können die Talente dann auch gezielt angesprochen werden. CV Database Search ist damit eine sehr präzise und effektive Active Sourcing Methode.

Vorteile und Nachteile Active Sourcing

Trotz gewisser Risiken überwiegen die Vorteile von Active Sourcing deutlich. Es erschließt enormes Potenzial und sollte fester Bestandteil der Recruiting-Strategie sein. Kombiniert mit klassischen Methoden eröffnet Active Sourcing den idealen Zugang zu den besten Köpfen.

Vorteile

  • Zugang zu passiven Kandidaten, die nicht aktiv suchen
  • Schnellere und gezieltere Besetzung offener Stellen
  • Bessere Übereinstimmung von Kandidat und Job
  • Kontakt zu "Hidden Talents", die am Markt nicht sichtbar sind
  • Stärkung der Arbeitgebermarke durch proaktive Ansprache

Nachteile

  • Hoher Zeitaufwand für die gezielte Kandidatensuche
  • Gefahr aufdringlich zu wirken und Kandidaten zu vergraulen
  • Datenschutzrechtliche Fallstricke bei sensiblen Daten
  • Schwierig, das Interesse passiver Kandidaten zu wecken

Sinnvolle Kanäle für Active Sourcing

Für Unternehmen ist Active Sourcing nur erfolgreich, wenn sie Zugang zu den richtigen Kanälen haben, auf denen sie potenzielle Bewerber erreichen können. Doch auf welchen Wegen lassen sich geeignete Kandidaten am besten finden?

Die Studie "Recruiting Trends 2020" der Universität Bamberg hat hierzu auch Kandidaten befragt. Das Ergebnis: Am häufigsten nutzen Bewerber Empfehlungen im Bekanntenkreis, um von Firmen entdeckt zu werden. Über 50% der Befragten setzen auf diesen Kanal.

An zweiter Stelle folgen Profile auf beruflichen Netzwerken wie XING oder LinkedIn. Immerhin ist fast jeder Dritte hier mit seinem Profil vertreten, um von Headhuntern oder Personalern gefunden zu werden. Auch Lebenslaufdatenbanken von Jobbörsen werden von knapp 30% genutzt.

Xing & LinkedIn

Weitere wichtige Kanäle sind die eigene Profilseite bei der Arbeitsagentur sowie Personalvermittlungen. Auffällig ist, dass vor allem digitale Kanäle dominieren. Offline-Möglichkeiten wie Karrieremessen oder Headhunter spielen eine untergeordnete Rolle.

Für Unternehmen bedeutet das: Sie sollten sich darauf fokussieren, geeignete Talente vor allem auf digitalen Plattformen und über Empfehlungsnetzwerke zu finden. Hier lässt sich das größte Potenzial ausschöpfen, um im Active Sourcing erfolgreich zu sein.

Fazit

Active Sourcing hat sich als zentraler Erfolgsfaktor für modernes Recruiting etabliert. Die proaktive Direktansprache potenzieller Kandidaten sollte fester Bestandteil der Personalgewinnung sein.

Die vorgestellten Methoden wie Talent Pools, Profile Mining oder Karriere-Events ermöglichen es, geeignete Bewerber gezielt zu identifizieren und anzusprechen. Der Schlüssel liegt in der Kombination: Indem Unternehmen Active Sourcing mit klassischen Recruiting-Maßnahmen wie Stellenanzeigen verbinden, erschließt sich ein enormes Potenzial.

So können Firmen im Wettbewerb um die besten Talente die Nase vorn haben. Sie binden dabei auch die eigenen Mitarbeiter ein, nutzen digitale Kanäle effektiv und erschließen neue Bewerbergruppen. Active Sourcing hilft beim Aufbau einer schlagkräftigen Recruiting-Strategie für die digitale Ära.

Nur durch die smarte Verknüpfung von traditionellen und neuen Wegen lassen sich Top-Kandidaten finden und erfolgreich rekrutieren. Der Schlüssel dazu liegt im professionellen Active Sourcing.

Häufig gestellte Fragen

Wie macht man Active Sourcing?

Active Sourcing umfasst Methoden wie:

      1. Karriereseiten 

      2. Talentpools

      3. Suchmaschinen Boolesche Befehle

      4. Profile Mining über Social Media

      5. Karriere-Events

      6.  Referral Sourcing

      7. CV Database Search

Es geht darum, eigeninitiativ nach Kandidaten zu suchen, statt auf Bewerbungen zu warten. Dabei helfen digitale Tools und Plattformen.

Wann macht Active Sourcing Sinn?

Vor allem bei Fachkräftemangel oder sehr spezialisierten Rollen. Auch um „passive“ Kandidaten abseits des offenen Stellenmarkts zu gewinnen. Kurz: Immer wenn eine proaktive Ansprache erfolgversprechender ist als normale Stellenausschreibungen.

Welche Plattformen für Active Sourcing?

Business-Netzwerke wie Xing und LinkedIn. Aber auch Google, Jobbörsen und Lebenslauf-Datenbanken. Wichtig ist der Zugang zu großen Kandidatenpools.

Was verdient ein Active Sourcer?

Erfahrene Active Sourcer verdienen in Deutschland durchschnittlich etwa 50.000 bis 65.000 Euro brutto pro Jahr. Bei Personaldienstleistern tendenziell mehr, im Konzern etwas weniger. Kommt auf Qualifikation und Berufserfahrung an.